Montag, 21. September 2015

Vergiss den Ehevertrag! Der Gastkommentar von Corina Ullmann

Die Gastautorin
Eigentlich war mein Plan, von der eigenen Traumhochzeit zu berichten. Der schönste Tag meines Lebens, perfekt vom ersten Augenaufschlag bis zum zufriedenen Wegschlummern. Aber nein, das war nicht gewünscht und ich habe mich dem Diktat der Blogeigner zu beugen. Nicht schön soll es sein, sondern provokant. Kein "ja, ich will", sondern ein "Schon, aber nicht so". Nun gut. Das Meiste an einer Hochzeit ist sowieso irrelevant. Ob man es lieber rural-rustikal mag, mit Baumstammsägen, Brautentführung und Salutschüssen vom örtlichen Schützenverein, ob schick und elegant mit den obligatorischen Hussen über jeglichem Möbel und mehr Besteck auf den Tischen als in Wiens Silberkammer, oder lieber romantisch-individuell in Flip-Flops am Strand einer weit entfernten Insel, das ist reine Geschmacks- und vor allem Nebensache. Was ist es aber, das wirklich jede Hochzeit sofort ruiniert, ihr gar den ureigensten Sinn nimmt? Da fällt mir nur eines ein, der Ehevertrag. Ich kann schon jetzt die wütenden Kommentare vor meinem inneren Auge lesen, "man muss sich doch schützen dürfen" und "was, wenn die Ehe zerbricht?", "die Statistiken sagen schließlich...".

Nein, man darf sich nicht schützen! Darum geht es doch. Wenigstens einmal im Leben muss man bereit sein, auf's Ganze zu gehen. Ja, vielleicht zerbricht die Ehe irgendwann, statistisch gesehen ist das sogar wahrscheinlich. Aber ich pfeif auf Statistiken, wir reden hier nicht von Wahrscheinlichkeiten, hier geht es um zwei Menschen, um das Unberechenbare, um das Leben.

Mit einem Ehevertrag hält man sogar noch notariell fest, wie belanglos und nichtig dieser Tag in Wirklichkeit ist. Man stellt sicher, dass man ohne Weiteres wieder zum Ursprungszustand zurückkehren kann. Nach dem Motto, war ja alles nicht ernst gemeint.Wer wirklich das Besondere für seine Hochzeit sucht, der braucht nur eins: Mut. Den Mut, sich einem anderen Menschen voll und ganz zu verschreiben und zwar ohne Einschränkung und mit allen Konsequenzen. Wenn es schief geht, muss es weh tun und zwar richtig. Nur wer keine Angst vor Narben hat wird erleben, wie etwas wirklich unter die Haut gehen kann. Einmal im Leben alles auf eine Karte setzen, keine Hintertür, keine Sicherung. Bis dass der Tod uns scheidet oder wir uns vor Gericht wieder sehen.

2 Kommentare:

  1. Sehr geehrte Frau Ullmann, in Ihrem Text hat sich ein Fehler eingeschlichen. Es müsste heißen: "Wenigstens einmal im Leben muss ein Mann bereit sein, auf's Ganze zu gehen." Denn kein Gesetz ist dermaßen klar zugunsten eines Geschlechtes ausgelegt wie das Eherecht. Wenn man als Frau den Nervenkitzel sucht, ist man im Casino besser aufgehoben als in der Ehe. Im Falle einer Scheidung steigen Sie als Frau ohne Ehevertrag nämlich zu 99,9% als Gewinnerin aus (zumindest materiell) .

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  2. Also verdienen nur 0,1% aller Frauen gleich viel oder mehr wie ihre Männer??

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